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Trageerschöpfung beim Pferd – ein unterschätztes

  • Autorenbild: Lisa Schanz
    Lisa Schanz
  • 3. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Trageerschöpfung ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer häufiger auftaucht. Doch was genau bedeutet es, wenn ein Pferd „trageerschöpft“ ist? Ist es einfach nur untrainiert oder steckt mehr dahinter? In diesem Beitrag gehen wir auf die Komplexität von Trageerschöpfung ein, zeigen, wie man sie erkennen kann, welche Bewegungsmuster typisch sind, warum sie so häufig auftritt und wie gezielte Bodenarbeit helfen kann.



Was ist Trageerschöpfung?

Trageerschöpfung ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Zustand, in dem das Pferd nicht mehr in der Lage ist, sich selbst oder den Reiter gesund zu tragen. Das bedeutet, dass die Muskeln, Gelenke und Faszien des Pferdes nicht in der Lage sind, die Belastung auf eine gesunde Weise zu kompensieren.

Oft wird Trageerschöpfung mit einem Mangel an Muskulatur verwechselt. Doch es geht nicht nur um Muskelmasse – vielmehr spielt das Zusammenspiel von Haltung, Bewegung und Koordination eine Rolle.



Die Komplexität von Trageerschöpfung

Trageerschöpfung ist ein komplexes Problem, das verschiedene Körpersysteme betrifft:

  • Muskeln & Faszien: Eine unausbalancierte Muskulatur kann dazu führen, dass das Pferd nicht in der Lage ist, seinen Rücken aufzuwölben und den Reiter gesund zu tragen.

  • Gelenke & Bänder: Durch eine falsche Belastung können Gelenke und Bänder überstrapaziert werden, was langfristig zu Schäden führt.

  • Nervensystem & Koordination: Das Gehirn muss in der Lage sein, die richtigen Bewegungsmuster zu steuern. Ist die Koordination gestört, kann das Pferd nicht effizient tragen.

  • Psyche & Schmerzgedächtnis: Pferde mit langanhaltender Fehlbelastung entwickeln oft Schmerzen und Abwehrverhalten. Sie zeigen Widerstand oder wirken „faul“ – tatsächlich ist es meist eine Schutzstrategie.

Da sich Trageerschöpfung oft über Jahre hinweg entwickelt, bleibt sie lange unentdeckt. Viele Pferde zeigen erst deutliche Symptome, wenn der Körper bereits massiv überlastet ist.



Wie erkennt man Trageerschöpfung?

Pferde mit Trageerschöpfung zeigen oft subtile, aber eindeutige Signale:

  • Taktfehler, Stolpern oder unklare Lahmheiten

  • Ein durchhängender Rücken und eine hohe Kruppe

  • Tief getragener Hals oder ein festgehaltener Rücken

  • Schwierigkeiten bei der Biegung oder Stellung

  • Widerstand beim Satteln, Antraben oder unter dem Reiter

  • Widersetzlichkeit, die oft als „Ungehorsam“ missverstanden wird

Diese Symptome sind Anzeichen dafür, dass das Pferd sich nicht mehr selbst trägt. Oft fallen sie zuerst beim Reiten auf – doch in vielen Fällen sind sie auch schon in der Bodenarbeit sichtbar.



Typische Bewegungsmuster bei Trageerschöpfung

Ein trageerschöpftes Pferd entwickelt oft charakteristische Bewegungsmuster:

  • Vermehrte Belastung der Vorhand: Die Hinterhand arbeitet nicht effektiv mit, das Pferd zieht sich mit den Vorderbeinen nach vorne.

  • Durchhängender Rücken: Statt eine leichte Aufwölbung zu zeigen, wirkt der Rücken eingefallen.

  • Fehlende Schwingung: Die Bewegung geht nicht mehr harmonisch durch den Körper.

  • Vermeidung von Biegung: Das Pferd bewegt sich steif oder schneidet die Kurven.

  • Weggedrückter oder eingerollter Hals: Entweder hebt das Pferd den Kopf heraus oder verkriecht sich hinter dem Zügel.

Diese Muster entstehen durch muskuläre Dysbalancen und fehlerhafte Bewegungsabläufe. Sie sind oft nicht auf ein „falsches Reiten“ zurückzuführen, sondern auf eine generelle Überlastung des Körpers.



Warum kommt Trageerschöpfung so häufig vor?

Viele Pferde zeigen heute Anzeichen von Trageerschöpfung – aber warum? Die Gründe sind vielseitig:

  • Zu frühes Reiten ohne Grundmuskulatur: Pferde werden oft schon in jungen Jahren geritten, ohne vorher eine stabile Muskulatur aufzubauen.

  • Fehlende systematische Ausbildung: Eine gesunde Tragkraft entwickelt sich nicht von selbst – sie muss gezielt gefördert werden.

  • Unpassendes Equipment: Ein nicht passender Sattel oder eine falsche Zäumung können die Tragemuskulatur negativ beeinflussen.

  • Haltungsbedingungen: Fehlende Bewegung, schlechte Böden oder dauerhaftes Stehen können die natürliche Balance des Pferdes stören.

Oft wird Trageerschöpfung erst erkannt, wenn das Pferd bereits deutliche Probleme zeigt. Die gute Nachricht: Mit gezieltem Training kann man den Körper wieder in Balance bringen!



Bodenarbeit als Schlüssel zur Tragkraft

Bevor ein Pferd einen Reiter tragen kann, muss es lernen, sich selbst zu tragen. Die Bodenarbeit spielt dabei eine entscheidende Rolle:

  1. Lange Dehnungshaltungen zur Mobilisation

    • Fördern die Losgelassenheit

    • Unterstützen eine bessere Rumpftragekraft

  2. Gezielte Aktivierung der Hinterhand

    • Seitengänge wie Schulterherein fördern das diagonale Bewegungssystem

    • Übergänge verbessern die Koordination

  3. Gleichgewichtsschulung auf gebogenen Linien

    • Zirkelverkleinern und -vergrößern hilft, die Körperbalance zu verbessern

  4. Variation der Bewegungen

    • Kombinierte Übungen wie Schritt-Trab-Übergänge in Stellung fördern die Ansteuerung der tragenden Muskeln

Der Schlüssel liegt darin, das Pferd nicht in eine bestimmte Haltung zu „zwingen“, sondern über positive Muskelspannung eine gesunde Haltung zu entwickeln.



Fazit: Trageerschöpfung erkennen und entgegenwirken

Trageerschöpfung ist ein ernstzunehmendes Problem, das viele Pferde betrifft – oft ohne, dass es erkannt wird. Doch es gibt Wege, um dem entgegenzuwirken:

  • Bewusstes Beobachten der Bewegungsmuster des Pferdes

  • Gezieltes Training, um die Tragkraft aufzubauen

  • Bodenarbeit als Basis für gesunde Muskulatur

  • Anpassung von Ausrüstung und Haltung, um Belastungen zu minimieren

Indem wir unser Auge für die feinen Signale des Pferdes schulen und es mit Bedacht trainieren, können wir ihm helfen, sich gesund zu bewegen – und langfristig tragfähig zu bleiben.

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Thema? Hast du schon einmal ein trageerschöpftes Pferd begleitet? Schreib es gerne in die Kommentare!




 
 
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